Dem
Südafrikareisenden stellt sich irgendwann die Frage, ob die Realität
unserer Welt ertragbar sei. Was nämlich in Deutschland meist noch als
theoretisch-philosophische Fingerübung
durchgeht, ist hier tägliche Konfrontation: Kann ich mich an Natur,
Konsum und Dolce Vita erfreuen, wenn an jeder Ecke Straßenkinder um
Essen betteln, und hinter dem Hotelzaun der Slum beginnt? Wer sich als Tourist über südafrikanische Zustände entgeistert, ist letztlich aber nur Opfer der eigenen Naivität.
Die andere Seite: Das Restaurant Kitima in Hout Bay
besticht durch Eleganz, Prunk und Sushi der Extraklasse.
Ein
schwarzer Mann steht an der Straße nach Kommetjie, um seinen Nacken
hängt eine Reklametafel: Sale! Italian Clothing, New and Used. Es sind
vierzig Grad im Schatten, die Sonne knallt auf den Asphalt, der Mann steht reglos, stundenlang. Die Autos zischen vorbei, der Luftzug
bringt das Schild jedes Mal ins Schwanken. Tag für Tag steht er da, wir
fahren auf dem Weg zum Surfen, zum Einkaufen, zum Restaurant an ihm
vorbei. Jedes Mal wünsche ich mir den Mumm, ihn zu fragen, was er mit
diesem 'Job' verdient - um ihm das Doppelte auf
die Hand zu zahlen und nach Hause zu schicken. Doch natürlich tue ich
nichts dergleichen, die Welt ist wie sie ist, und der Schildträger ist sicherlich froh über diese Arbeit, die uns unwürdig vorkommt.
Abends
fahren wir Sushi essen, das Restaurant gehört zu denjenigen, die sich
nur Weiße und wenige 'Black Pearls' leisten können, für uns Deutsche
Urlauber mit harten Euro aber immer noch ein Schnäppchen ist. Draußen
steht unser rostiger Käfer neben Rolls Royce und Porsche geparkt, und
wir zahlen dem Autowächter für seine Dienste ein Hundertstel dessen,
was wir nur für Getränke ausgeben werden. Seine Antwort ist ein Lächeln, das Schnee zum Schmelzen brächte - in einem von einer langen Narbe verunstalteten Gesicht.
Eine am Standard gemessen eher noch schlichte Unterkunft fuer Menschen mit Geld:
'Rondavel' in De Hoop Nature Reserve fuer 50 euro die Nacht..
An der Tankstelle putzt der schwarze Tankwart für zwanzig Cent die Fenster, an
der Straßenbaustelle hat eine schwarze Frau nichts anderes zu tun, als
stundenlang eine rote Fahne zu schwenken, in den glitzernden Hotels
machen unterbezahlte 'Maids' die Betten, in den townships haben mehr
als die Hälfte der Menschen keine Arbeit. In Südafrika prallen Erste
und Dritte Welt unvermittelt aufeinander.
Doch im Prinzip, machen wir uns nichts vor, passiert hier nichts anderes, als Globalisierung en miniature: Unser deutsches Leben ist auch nur möglich, weil es sweat shops in Indien, Raubbau in Nigeria, und brain drain
in Argentinien etc etc pp gibt. Aber in der Regel sehen wir die Armut
nicht, können die Konsequenzen verdrängen, die unser Lebensstil mit
sich bringt. In Kapstadt aber wird man jeden Tag aufs neue an seine
Privilegien erinnert.
Nicht ganz so bequem: Schlafstaette tausender Kinder auf suedafrikanischen Strassen.
Ob
man denn das Leben hier auf Dauer ertragen könne, lautet deshalb eine
Standardfrage des Besuchers, dem nach zwei Wochen voller
gegensätzlicher Eindrücke – so viel Schönes und Schreckliches auf einem
Haufen! - der Kopf schwirrt. Meine Antwort lautet: Hier ist es
wenigstens ehrlicher. So wie vielleicht nur der Fleisch essen sollte,
der schon mal ein Tier geschlachtet hat, sollte wohl nur der Diamanten
am Finger tragen, der dem unterernährten Tagelöhner, der sich Rücken
und Hände im Berg zerschunden hat, in die Augen schauen kann.
Dem Südafrikareisenden stellt sich irgendwann die Frage, ob die Realität unserer Welt ertragbar sei. Was nämlich in Deutschland meist noch als theoretisch-philosophische Fingerübung durchgeht, ist hier tägliche Konfrontation: Kann ich mich an Natur, Konsum und Dolce Vita erfreuen, wenn an jeder Ecke Straßenkinder um Essen betteln, und hinter dem Hotelzaun der Slum beginnt? Wer sich als Tourist über südafrikanische Zustände entgeistert, ist letztlich aber nur Opfer der eigenen Naivität.
Die andere Seite: Das Restaurant Kitima in Hout Bay
besticht durch Eleganz, Prunk und Sushi der Extraklasse.
Ein schwarzer Mann steht an der Straße nach Kommetjie, um seinen Nacken hängt eine Reklametafel: Sale! Italian Clothing, New and Used. Es sind vierzig Grad im Schatten, die Sonne knallt auf den Asphalt, der Mann steht reglos, stundenlang. Die Autos zischen vorbei, der Luftzug bringt das Schild jedes Mal ins Schwanken. Tag für Tag steht er da, wir fahren auf dem Weg zum Surfen, zum Einkaufen, zum Restaurant an ihm vorbei. Jedes Mal wünsche ich mir den Mumm, ihn zu fragen, was er mit diesem 'Job' verdient - um ihm das Doppelte auf die Hand zu zahlen und nach Hause zu schicken. Doch natürlich tue ich nichts dergleichen, die Welt ist wie sie ist, und der Schildträger ist sicherlich froh über diese Arbeit, die uns unwürdig vorkommt.
Abends fahren wir Sushi essen, das Restaurant gehört zu denjenigen, die sich nur Weiße und wenige 'Black Pearls' leisten können, für uns Deutsche Urlauber mit harten Euro aber immer noch ein Schnäppchen ist. Draußen steht unser rostiger Käfer neben Rolls Royce und Porsche geparkt, und wir zahlen dem Autowächter für seine Dienste ein Hundertstel dessen, was wir nur für Getränke ausgeben werden. Seine Antwort ist ein Lächeln, das Schnee zum Schmelzen brächte - in einem von einer langen Narbe verunstalteten Gesicht.
Eine am Standard gemessen eher noch schlichte Unterkunft fuer Menschen mit Geld:
'Rondavel' in De Hoop Nature Reserve fuer 50 euro die Nacht..
An der Tankstelle putzt der schwarze Tankwart für zwanzig Cent die Fenster, an der Straßenbaustelle hat eine schwarze Frau nichts anderes zu tun, als stundenlang eine rote Fahne zu schwenken, in den glitzernden Hotels machen unterbezahlte 'Maids' die Betten, in den townships haben mehr als die Hälfte der Menschen keine Arbeit. In Südafrika prallen Erste und Dritte Welt unvermittelt aufeinander.
Doch im Prinzip, machen wir uns nichts vor, passiert hier nichts anderes, als Globalisierung en miniature: Unser deutsches Leben ist auch nur möglich, weil es sweat shops in Indien, Raubbau in Nigeria, und brain drain in Argentinien etc etc pp gibt. Aber in der Regel sehen wir die Armut nicht, können die Konsequenzen verdrängen, die unser Lebensstil mit sich bringt. In Kapstadt aber wird man jeden Tag aufs neue an seine Privilegien erinnert.
Nicht ganz so bequem: Schlafstaette tausender Kinder auf suedafrikanischen Strassen.
Ob man denn das Leben hier auf Dauer ertragen könne, lautet deshalb eine Standardfrage des Besuchers, dem nach zwei Wochen voller gegensätzlicher Eindrücke – so viel Schönes und Schreckliches auf einem Haufen! - der Kopf schwirrt. Meine Antwort lautet: Hier ist es wenigstens ehrlicher. So wie vielleicht nur der Fleisch essen sollte, der schon mal ein Tier geschlachtet hat, sollte wohl nur der Diamanten am Finger tragen, der dem unterernährten Tagelöhner, der sich Rücken und Hände im Berg zerschunden hat, in die Augen schauen kann.
"We are vagrants," sagt Eli, eine obdachlose Bergie.
"Take this picture and show the world how we live."
2 Kommentare:
Irgendwie ist dir bei diesem Artikel beim Kopieren & Einfügen ein Fehler unterlaufen (oder hatte ich beim Lesen nur ein Deja-vu?).
Tolle(r) Artikel!
Grüße,
Sammy
Hej Sammy,
schön mal wieder was von dir zu hören! Danke fürs Kompliment - aber was meinst du mit den Fehlern beim copy / paste?
Mit bitte um Aufklärung und vielen Grüßen!
Ulf
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